Um den Ansatz der Zugänglichkeit in Projekten zu untermauern, helfen diese drei Grundprinzipien:
1. Accessibility im gesamten Team verankern
Jeder im Team muss das Thema Accessibility annehmen und es sollte Mitarbeiter geben, die sich im Bereich Barrierefreiheit weiterbilden, Best Practices teilen, Fragen beantworten, Tipps geben und Websites auf Barrierefreiheit testen können.
In den einzelnen Bereichen sollten alle Mitarbeiter automatisch auf barrierfreie Themen achten:
- UX Designer:innen achten auf genügend Farb-Kontrast und darauf, dass Text-Labels intuitiv und konsistent sind,
- Entwickler:innen schreiben gut strukturierten und Screen-Reader-freundlichen Code (z. B. Headlines, Landmarks, Labels…),
- Qualitätsmanager:innen führen Tests durch, die auch die Barrierefreiheit im Auge haben,
- Produktmanager:innen helfen dabei, die Barrierefreiheit innerhalb des Unternehmens zu fördern und priorisieren Features, die der Barrierfreiheit zuträglich sind.
2. Benutzer beim Design und Testen einbeziehen
Neben den Standards, die es einzuhalten gilt, ist es noch wichtiger, ob eine Person mit einer Einschränkung eine Website benutzen kann oder nicht. Deshalb sollten Websites regelmäßig mit unterschiedlich betroffenden Personen getestet werden. Dies geht auch online, indem man die Personen bittet, ihre Tests durchzuführen und man hört dabei, was der Screenreader vorliest und wie die Personen die Website lesen und navigieren. Wenn man dann mitbekommt, wie jemand eine Suche ausführen möchte und es klappt nicht, versteht man diese Hürde besser und kann sie in der Folge beseitigen. Man fängt dadurch wirklich an, über Usability nachzudenken.
Benutzer-Tests sind gut geeignet, um Empathie aufzubauen und den Mitarbeiter:innen klarzumachen, wie wichtig ihre Arbeit im Bereich Barrierefreiheit ist, und wie es Menschen einschränken kann, wenn etwas nicht barrierefrei ist.
Ein weiterer Vorteil solcher Tests ist, dass man unerwartete Einblicke bekommen kann, die dann widerum zu Verbesserungen für alle führen können.
3. Unterschiedliche Einschränkungen kennenlernen
Das Accessibility Team sollte beim Testen durch verschiedenen „Einschränkungs-Brillen“ schauen. Man denkt bei der Zugänglichkeit von Website meistens zuerst an Menschen, die blind oder eingeschränkt sehend sind und Screenreader benutzen, was natürlich wichtig ist und viele Menschen betrifft, und auch z. B. diejenigen, die Text vergrößern müssen, um ihn besser lesen zu können. Es gibt aber noch viele andere Einschränkungen und hier kommt das Entwickeln von Personas in Spiel.
Beispiele sind: ein wissenschaftler Mitarbeiter, dem die Hände regelmäßig zittern und er dadurch Schwierigkeiten beim Bedienen einer Maus hat, und deshalb die Tastatur benutzt, oder ein Forscher mit einer durch Long Covid bedingten kognitiven Behinderung, der eine Text-to-Speech Software benutzt, um Notizen zu übertragen und E-Mails zu senden.
Während jeder von einer Website mit einheitlichem Layout und einheitlicher Terminologie profitiert, sind Menschen mit kognitiven Behinderungen besonders betroffen, wenn dies nicht richtig gemacht wird. Es gibt viele Menschen auf dem Behindertenspektrum, und man sollte ständig weiterlernen, wie man die spezifischen Bedürfnisse der Endnutzer erfüllen kann.
Fazit: Gute Zugänglichkeit von Websites bedeutet ein besseres Erlebnis für alle
Letztendlich kommt einen barrierefreie Website allen zugute. Hier ein paar Beispiele:
- Untertitel für Hörgeschädigte können für ein besseres Nutzererlebnis für alle sorgen (z. B. Nicht-Muttersprachler, Anschauen von Videos in einer öffentlichen Umgebung)
- Transkripte sind auch praktische für sehende Menschen, da sie sie sich durchlesen und einen Überblick über das zugehörige Video verschaffen können
- Das Einfügen von Alt-Text für Bilder ist auch für die Bildsuche und die Sichtbarkeit von Bildern in Suchmaschinen von Vorteil
Barrierefreiheit ist ein Reise, kein Ziel. Man ist nie fertig. Man kann und sollte immer an weiteren Verbesserungen arbeiten und mit Betroffenen testen.